Lebenslanges Lernen weiblich: Ruhestand? Nein danke! - Heide Niemann-Rabe wird lieber erfolgreiche Roman-Autorin

Auch nach der Berufstätigkeit bildet sich Heide Niemann-Rabe erfolgreich weiter. Sie entdeckt ihre Schreibleidenschaft und wird Autorin. Die entsprechenden Kenntnisse eignet sich die Rostockerin in einem Fernlehrgang an. Vom Fachverband Forum DistancE-Learning wird sie nun mit dem Studienpreis DistancE-Learning in der Kategorie „Lebenslanges Lernen“ ausgezeichnet.

2005 geht Heide Niemann-Rabe (damals noch Heide Rabe) nach knapp 40 Berufsjahren als Lehrerin in den Ruhestand. Hinter ihr liegt bereits zu der Zeit ein bewegtes Leben ununterbrochenen Lernens. Als Pädagogin bildet sie sich ohnehin stets weiter, absolviert nach der Wende sogar noch eine mehrjährige Ausbildung, um fortan auch das Fach Philosophie unterrichten zu können. Auch als in den 90ern zunehmend Computer für ihre Schüler wichtig werden, steckt die Rostockerin den Kopf nicht in den Sand, sondern ergreift abermals die Initiative. Sie bildet sich kurzerhand im Selbststudium weiter.

Dem nun eigentlich wohl verdienten Ruhestand kann die heute 71-Jährige nichts abgewinnen. „Mein Mann und ich haben ein halbes Jahr lang probiert, unsere neu gewonnene Freizeit zu genießen, lange zu frühstücken, ausgiebig Zeitung zu lesen, ein Mittagsschläfchen zu halten, aber das ist einfach nichts für uns“, schmunzelt die Rostockerin. Eine neue Aufgabe musste her. Und diese findet sie damals, mit  64 Jahren, in der Kinderbetreuung.

Hat sie Jahrzehnte lang im Unterricht Jugendliche auf ihrem Weg zum Abschluss begleitet, will sie sich nun um die ganz Kleinen kümmern und junge Familien unterstützen. Sie wird „Oma auf Zeit“ und kann über eine Familienagentur gebucht werden. „Mit dieser Tätigkeit habe ich ein wenig mein schlechtes Gewissen stillen können. Denn meine eigenen Töchter konnte ich, als die Enkelkinder noch klein waren, aufgrund meiner Berufstätigkeit und der örtlichen Entfernung nur selten unterstützen“, so die Rentnerin wehmütig.

In dem neuen Job lernt Heide Niemann-Rabe zwei Jahre später den kleinen Georg kennen. Sie begleitet ihn und seine Familie in seinem ersten Lebensjahr und entdeckt eine neue Leidenschaft – das Schreiben. „Immer wenn ich bei der Familie  war, habe ich Tagebuch geführt“, erinnert sich die ehemalige Lehrerin. Zum ersten Geburtstag bekommt  ihr Schützling dann ein ganz besonderes Geschenk. Sie hat all ihre Aufzeichnungen und einige Fotos zu einem Buch binden lassen. „Als ich noch ein Baby war“, so der Titel.

Auch für die eigenen Enkelkinder beginnt sie nun zu besonderen Anlässen, Geschichten zu schreiben. Online entdeckt sie dann eine Ausschreibung, in der Kindergeschichten gesucht werden, reicht ein eigenes Werk ein und wird tatsächlich aus über 800 Einsendungen ausgewählt und in einer ersten Anthologie zusammen mit den Illustrationen einer Nachbarin veröffentlicht.

Jetzt hat Heide Niemann-Rabe endgültig der Ehrgeiz gepackt. Als studierte Germanistin ist ihr Interesse für Literatur zwar schon immer riesig, doch bislang nur aus der Perspektive der Konsumentin. Sie wird Mitglied im Zirkel „Kreatives Schreiben“ des Rostocker Literaturhauses und bekommt hier erste wertvolle Tipps für ihre späteren Werke. „Die Weiterbildung über einen Fernkurs war dann eine große Entdeckung für mich“, erinnert sich die heute vierfache Großmutter. Sie zögert einige Zeit, meldet sich aber schließlich doch für den Fernlehrgang „Große Schule des Schreibens“ an. „Wenn ich etwas anfange, dann will ich es auch richtig machen!“, so die rüstige Rentnerin.

Und das tut sie. Über die Lehrhefte eignet sie sich das Handwerkszeug einer professionellen Autorin an und veröffentlicht noch vor Beendigung des Kurses ihren ersten Roman „Geordnete Verhältnisse“ unter dem Autorennamen Heide Rabe. Ein großer Erfolg, denn der Buchmarkt ist hart umkämpft. Auch ihre Kurzgeschichten überzeugen. So gewinnt sie 2013 einen Förderpreis für ihr Werk „Ein besonderer Tag“.  „Für mich war die ,Große Schule des Schreibens‘ von Anfang an auch ein Stück weit eine Suche nach mir selbst und nach dem Genre, das mir liegt“, erinnert sich die Preisträgerin. In der Belletristik hat sie sich schließlich gefunden.

Aktuell arbeitet Heide Niemann-Rabe an ihrem zweiten großen Werk. Wieder soll es eine Erzählung mit historischem Hintergrund werden. Diesmal steht eine Familie, die durch die deutsche-deutsche Geschichte auseinander gerissen wird, im Fokus.

Dass sie für ihre Weiterbildungsbestrebungen nun ausgezeichnet  wird, ist für die 71-Jährige unglaublich. „Ich dachte wirklich, das muss ein Irrtum sein, denn lebenslanges Lernen ist für mich so selbstverständlich. Aber für etwas geehrt zu werden, was einem wirklich Freude bereitet hat, ist schon toll“, so die Studienpreisträgerin bescheiden.

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Daniela Lobitz, Pressereferentin Forum DistancE-Learning,
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